Achtung LP Version beinhaltet die cd version zusätzlich!
Sehr früh in der Geschichte unseres kleinen Labels war klar, dass der zehnte Release ein Sampler sein würde. Dass jetzt wo es soweit ist, von den ursprünglichen Gutfeeling Bands nur noch die Hermanos Patchekos und ihre diversen Abspaltungen übrig sein würden ist zwar kurios aber ansonsten nicht weiter schlimm. Denn mittlerweile haben wir unsere Fühler doch recht weit ausgestreckt und sind dabei auf einige Bands/Leute gestoßen, die unsere Arbeitsethik und unseren Spaß an selbstgemachter Unterhaltung verstehen und teilen. Das hier verwandte Geister am Werke waren spürt man, auch wenn die Tracks von tanzbarem Elektropunk über bayrische Folklore, Großstadtdub, Heimpop, Drone bis zum karibischen Orchestertrash eine sehr weite Distanz zurücklegen. „Freunde selbstgemachter Unterhaltung steckt voller Perlen und ihr müsst nicht einmal danach tauchen. Das hat der Ernie für euch erledigt. Die Abenteuer, die er dabei erlebt hat, könnt ihr im Folgenden lesen.
Das beste Pferd im Stall: G.Rag y los Hermanos Patchekos, das chaotische Caribbean-Trash-Orchestra durch Fernseharbeit diszipliniert und Grimmepreis-Nominierungs-Lorbeeren extrem verwirrt hat zwei Tracks beigesteuert, die der (tatsächlich) wachsenden Fangemeinde Schmacht auf das neue Album (2006?) machen sollen: „Magdalena“ (ein Re-Work eines „München 7“-Titels mit Gesang) und „Joey’s Song“, entstanden in der Haute-Provence zwischen Canyoning, Kochen und Kommunenwahnsinn. Produktionstechnisch mindestens zwei Schritte weiter und immer noch wirft sich die Frage auf warum die Veranstalter in diesem Land zu feige sind ein Orchester zu buchen, nur mal so nebenbei.
Als Labelboss Ernie sich wiedereinmal auf Download-Eskapaden im Netz befand, entdeckte er ein Projekt Namens Solo Dos en Tijuana. „Aaah Tijuana“ dachte er verträumt und …zielspeichernunter… auf die Festplatte damit. Nach den ersten drei Tönen war’s klar: Das ist die US-Version von G.Rag, nur dass diese nicht aus 11 Patchekos besteht, sondern aus einem: Jorge Alvarez nämlich, aus Portland stammend mexikanisch-venezuelanischer Provinienz und jetzt als Bohemièn in Brooklyn lebend. Ganz genau: Ein Freund selbstgemachter Unterhaltung, der mehrere komplett selbstproduzierte CD-R’s selbst vertreibt und der jetzt in dem Coffeeshop, in welchem er arbeitet G.Rag rauf und runter spielt. Wir spielen „La Guaira“ und „Soy el Piso“. Herzlich Willkommen im Club und bald mit einer Full-Length Release auf GUTFEELING.
Jetzt aber Berlin, weil’s ohne wohl nicht geht. Aber dann bitte nur so: Michael Wolf und Helmut Erler sind Hey-o-Hansen, passen nach Mitte wie Butter auf die Schrippe: maulfaul, verschroben, innsbruckerisch. Und die Musik: Dub, Elektronik und Chanson umreißen das Ganze nur unzureichend. Mit K&Dschen Wiener-Cafehaus-Muzak hat’s auch nur entfernt was zu tun: Manchmal klingt’s wie unter Wasser, manchmal wie über den Wolken. In Berlin haben sie mit G.Rag den Roten Salon eingelullt und mit Alois Schmelz an der Trompete im Zora Lanson, die House-Party mit Landler verdubt. Schön für den, der sich noch erinnern kann. Ach so: Ihr Song „Moondub“ ist ein Hit. www.heyrec.org
White Hassle (NY) haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf G.Rag y los Hermanos Patchekos: Als G.Rag den Ableger von Railroad Jerk vor Jahren im Substanz sah, wusste er: Das Schlagzeug muss aus Blech/Müll sein, denn schon damals bearbeitete Drummer Dave Varenka den größten Suppentopf, den Substanz-Wirt Jürgen Franke in seiner Küche stehen hatte. Hank Williams, Country, Herzschmerz und Pop, ja, das hat gekickt und so entstand eine kleine Freundschaft mit Dave und Marcellus, die nun mit „Rock me Gently“ aus der Feder des kanadischen Singer-Songwriter-Hitmaker Andy Kim (Sugar, Sugar) gekrönt wird. Wir sind glücklich und stolz. www.whitehassle.com
Am liebsten touren G.Rag y los Hermanos Patchekos in der Schweiz (da gibt es noch mutige Veranstalter, ausgefallene Clubs, beste Verpflegung, Duftsäckli, Berge, Badeseen) und am liebsten spielen sie dort mit den unglaublichen Dead Brothers. Die Band um Alain Croubalian, rekrutiert sich aus Musikern die ihre Fähigkeiten fachgerecht im Zirkus, Theater (derzeit: Drei Groschen Oper im Theater Basel), bei Beerdigungen und Soundtracks zu Filmen über tätowierte Seefahrer (see: „Flammend‘ Herz“) einzusetzen wissen. Als Gäste bei G.Rags CD-Release zu „Cadeau Bizarre“ versorgten sie die Band mit original Gris-Gris aus New Orleans. Nicht nur aus diesem Grund auf dem fabelhaften Label Voodoorhythm: Wir sagen Danke dafür und für „Ghost Train“, eine infernalische Fahrt straight to Hell auf einem Text von Hank Williams (kein GUTFEELING-Release ohne Hank!) www.voodoorhythm.com
Nichts weniger als den versauten Ruf Bayerischer Folklore wiederherzustellen ist das Ziel eines weiteren G.Rag-Spin-Offs: G.Rag und die Landlergschwister spielen Landler, Zwiefache, Gstanzln und Wirtshausklassiker, so wie sie sich gehören, rau, schräg, mit/ohne megaphone und laut. Eine Watsch’n für alldiejenigen Verbrecher, die diese Musik wie eine todgeweihte Sau durch die Dörfer einer virtuellen Fernseh-Voralpenidylle treiben. „Oh du schöne Jugendzeit feat. tapistry the 2. writer“ Original und Version in einem: patcheko flavoured blasmusik. Ebenfalls bald mit einer full length release im club der selbstgemachten Unterhaltung!
Endlich mal wieder München: türkisch-russisch-spanisch-schottisch-deutscher Halunkenhaufen, der die Behauptung G.Rag y los Hermanos Patchekos würden auf der Bühne chaotisch rüberkommen komplett aushebelt. Das sind Kamerakino: Lotte Lenya geht mit den Violent Femmes Absinth trinken um dann in der im Gomma-Hauptquartier alte, sündhaft teure Wave-Singles zu zerdeppern. Ach wie geduldig doch Papier ist und Vergleiche erbärmlich hinken: Sehen müssen, hören wollen: Uns schenken sie „Drahtseillady Elektra“, das auch als schnieke 7″ auf Echokammer herauskommt. Danke.
Kleine, feine Vinylscheiben veröffentlicht seit Jahren Mr. Burns auf seinem Roten-Kanister-Label red can records. Purren, Jakov Goodnight, Are We Electric? und jüngst die Subrosa Falcon Association. Für uns hat sich Mr. Burns als Orange-a-Trois mit seinen normalerweise nicht muckenden Künstlercousins aus Leipzig zusammengetan und uns ein ebenfalls kleines feines Stück Gitarrenpop geschenkt: „Leipzig“ www.red-can.com
Prag im Januar 2003: Labelboss Ernie schaut sich im Klub Strahov 007 die Band Atombombpocketknife an und ist so betrunken, dass er nicht mehr nach Hause kommt: Netterweise darf er im Bandbus mitfahren, und brabbelt irgendwas von Freddy Mercurys Münchener Zeit. Gitarrist und Sänger Justin Sinkovich (Gründer von Epitonic.com, Betterpropaganda.com und Label-Manager von File 13 Records) nimmt`s ihm nicht übel und überlässt Ernie für „Freunde selbstgemachter Unterhaltung“ „Sings not Symbols“, einen Song seines neusten Projektes The Poison Arrows. Thanks for the Ride. www.thepoisonarrows.com
Manchmal nervt’s einfach mit so vielen Leuten Musik zu machen, dachten sich eines Tages Andreas Staebler aka G.Rag und José aka The BlackRider und gründeten kurzer Hand die Dos Hermanos. Redux to the Max und Country- und Folkyfizierter als die Mutterband tingeln die beiden nun über die Dörfer und reißen den Feuilleton der Zeit zu wahren Lobeshymnen hin (Zitat:“ Sechzehn raue Balladen, gesungen teilweise durch Megafone, handkoloriert mit Banjo, Harfe und Mundharmonika, angesiedelt zwischen Rock`n`Roll, Country und bayerischer Lebensart. Die Texte sind meist englisch, und wenn sie (hoch)deutsch sind, erinnert ihr Duktus sogar an Ton Steine Scherben. Also eine reiche, unerwartete Ernte auf einem weiten, durchaus zur Öde neigenden Feld.“) Ladysman José hat für „Freunde selbstgemachter Unterhaltung“ gleich einen bezaubernden Lovesong geschrieben, der da heißt: „Deine Augen“.
Nicht leicht einen Sampler-Beitrag von einer Band zu ergattern, deren Chef keinen Computer, keine Emailverbindung und keinen CD-Spieler besitzt. Christian Riebe, Maler und Leiter der fabelhaften Kapelle Wlodek aus Hannover ist so einer. Als unbeirrbarer Anachronist bannt er seine dunkle Jahrmarkts-Musik mit Hilfe seiner Frau und einiger Freunde selbstredend analog auf Platte. Nicht nur ihm zu Liebe gibt es deswegen eine Vinylversion dieser Compilation. Ach ja, und lustig: Fast berühmt ist die Kapelle Wlodek im technikverliebten Japan, wo ihr neustes Werk „Speaking Machine“ auch erscheinen soll. Daraus entnommen der fast modern rumpelnde Track „Black Powder“. kap-wlodek.de
Der selbsternannte Straßenpoet Johnny Amore, Autor mehrerer selbstverlegter Gedichtbändchen hat sich selbstbewusst mit Partnerin Relle Büst darangemacht seine selbst- und wurstverliebten Gedichte zu vertonen um sich im Popsegment ein Plätzchen fürs Altenteil zu sichern. Ebenso selbstverständlich wie unverdientermaßen ging das nur in Miniauflage erschienene „potentielle Album“ nicht gleich in die Charts. Hier also der Hit: „Les petites-pou-pous“. Wer es noch nicht kapiert hat: Das ist kein Plagiat das ist Selbstgemachte Unterhaltung vom Feinsten.
Ganz am Anfang war G.Rag wie bereits erwähnt so eine Solo-Sache. In der ominösen Geyerstraßen-WG, bewohnt von G.Rag, Doc Schwegeler und Ernie wanderte ein altes Fostex 4-Spur durch die Gemächer und so wurden einige Kleinodien auf vergängliches Bandmaterial gebannt: Aktivster Homerecorder war der Chef G.Rag selbst, der die Tapes eimerweise raushaute: Die 90-Minüter „Ay Caramba“ und die „Musik für Mädchen“-Reihe waren der Grundstock für das, was später G.Rag y los Hermanos Patchekos werden sollte. Nicht nur aus retrospektivem Grund mit dabei, das 4-Track-Masterpiece „Dijen Prijol“ solo von Sr. G.Rag komponiert und eingespielt. Ursprünglich gedacht für Hagen Kellers gleichnamigen Kurzfilm. Jetzt exklusiv hier.
Ernie wäre kein echter Labelboss wenn er sich nicht unter dem schlecht getarnten Pseudonym DJ Ernesto auf diese Compilation wanzen würde. „Das ist die Musik die eben dabei rauskommt, wenn ich allein Musik mache“. Ganz allein hat er das natürlich nicht gemacht. Mit seinem Produzenten Tobster, der nicht nur das ganze moderne technische Krimskrams beherrscht, sondern auch so gut wie jedes Instrument spielen kann, hat Ernie den Song „one“ bewusst auf Radiotauglichkeit getrimmt. Einfallslosen Journalisten seien hiermit Vergleiche zu Thin Lizzy, The Cars und Grandaddy aufgedrängt.