Das Thema des Albums ist natürlich ein anderes: nämlich Amerika. Schließlich haben es die Dos Hermanos als erste Band des Münchener Labels gutfeeling records über den großen Teich geschafft und in den USA getourt. Wahnsinn.
Da bleibt natürlich was hängen: Songs wie Frisco Bay, Motorride oder Going On Down kommen so trocken daher wie der Staub der Wüste, bleiben im Ohr kleben wie der Abrieb eines Truckreifens auf dem Highway und sind gehaltvoll wie ein original mexikanischer Frühstücksburrito – STOPP! Natürlich treten weder der Verfasser dieser Info noch die Band in irgendwelche Klischeenäpfchen. Nicht mit uns!
Nichtsdestotrotz, die beiden Dos Hermanos – José the Black Rider und Señor G.Rag – haben so einiges erlebt auf Ihrer Konzertreise durch Arizona und Kalifornien und vor allem nette Menschen kennengelernt: Jay Hufman aus Phoenix zum Beispiel, der auf Lost Diner eine schmachtende Wüstentrompete spielt und Matt Wiser der ebenda an der Pedal Steel zu hören ist – schließlich war man in Giant-Sand-Country…
Auch die Auswahl an Coverversionen zeigt USA-Affinität: Ahhh, Work My Way Up Steady. Hank Williams‘ Buckets Got A Hole In It und Plenty More der Squirrel Nut Zippers werden in typischer Dos Hermanos-Manier von jeglichem Ballast befreit und mit Hilfe des bekannten Instrumentariums (Megaphone, Singing & No Singing, 2 Guitars, Eimer, Blech, Hi-Hat, Harp, Shaker, Organetta, Bass Drum, Snare, Kazoo, etc.) maximal minimalisiert.
Country-Trash soll da immer noch als Genre-Klassifikation gelten, aber der Schuh ist längst zu klein und auch wenn man sich in der Nachbarschaft der verrückten, bärtigen Ein- und Zweimann-Desperados des Psychobilly-Freakout-Swamp sichtlich wohl fühlt, hört man den Dos Hermanos die Großstadt immer an: You can take the Boys out of the Bohème, but you can‘t take the Bohème out of the Boys, oder liege ich da wieder mal komplett falsch? Wohl kaum, denn in der ersten Netz-Rezension wird dem Track Motorride beschieden, wie „Velvet Underground ohne Nico“ zu klingen und Wohnenist der beste Goldene-Zitronen-Titel, den die Goldenen Zitronen nie geschrieben haben.
Sitzen also auch auf dem dritten Album 1-2-3 wieder zwischen allen Stühlen, die Dos Hermanos. Da wundert es nicht, dass der erste Cover-Entwurf tatsächlich Stühle zierte. Die Stühle haben es nicht geschafft aufs Cover, dort ist jetzt was Abstraktes drauf. Vielleicht weil José und G.Rag mit ihren anderen Bands G.Rag y los Hermanos Patchekos und G.Rag & die Landlergschwister (juhu, doch noch untergebracht) mit viel zu vielen Stühlen zu tun haben.