Ein Dutzend Individualisten raufen sich seit einem Jahrzehnt zusammen und basteln an ihrer Schrottplatz-Version von Pop, während Trends und Hypes in Transrapid-Geschwindigkeit an ihnen vorbei rauschen. Lieber selbst was Neues ausprobieren und anstoßen lautet die Parole: Zum Beispiel mit den Landlergschwistern mal eben bayerische Volksmusik Hipster-kompatibel machen oder mit den Dos Hermanos in der virilen One- & Two-Man-Band-Szene mitmischen. Das bringt viel Spaß, neue Freunde selbstgemachter Unterhaltung und neue Eindrücke, derer es viele zu hören gibt auf „Hold Fast“. Ein Album, das – wie das auf dem Cover abgebildete Schiff der Künstlerin Lilli Flux – tatsächlich auf den Wellen tanzt.
Aber jetzt zur Musik: G.Rag y los Hermanos Patchekos greifen auf „Hold Fast“ – wahrscheinlich ganz unbewusst – die schönsten Momente ihrer vergangenen Alben auf: Den rauen Charme und die Unbeschwertheit von „Radio Tijuana“, die Vielseitigkeit von „O321H“, die emotionale Tiefe von „Cadeau Bizarre“ und die überschäumende Lebensfreude von „Lucky Goddamn“. Man kann „Hold Fast“ getrost als „Best-Of-Album“ bezeichnen, nur mit neuen Stücken.
Und dank der Entscheidung das Gros des Albums live im Studio einzuspielen, kommen gleichermaßen Dynamik und Chaos einer Patcheko-Live-Show zum Ausdruck. G.Rag y los Hermanos Patchekos erfüllen mit „Hold Fast“ ihre eigenen Erwartungen – beispielsweise mit der obligatorischen Hank-Williams-Coverversion (diesmal ist es „Cold, Cold Heart“) oder der Besinnung auf die eigenen Wurzeln in der DIY-Hardcore-Szene (wird mit Coverversionen von Black Flag, Big Boys & NoMeansNo gleich drei mal ausgelebt) – bringen aber wie gewohnt auch neue Einflüsse aufs Tapet: Eine neu entdeckte Leidenschaft für Swampmusic („Cajun Maid“, „J`ai tardé“ & „le massacre du Melodica“) und Balkanblasmusik („Swing Vergol“). Traditionell Bayerisches sucht man auf „Hold Fast“ übrigens (fast) vergebens.