Ganze vier Jahre benötigten G.Rag y los Hermanos Patchekos für ihr neues Album. Sowas liest man ja oft. Und dann stellt man sich vor, wie sich die Band vier Jahre am Stück, Tag und Nacht in irgendeinem dunklen Kellerstudio vegetiert. Mehrere Produzenten werden verschlissen, Abermillionen Euros werden verbrannt: Für einen Steinway Flügel, und einen Footballhelm voller Hüttenkäse. Über den finanziellen Ruin der Schallplattenfirma wird spekuliert, und auch die Gesundheit ist perdu: Vitamin D-Mangel, kaputte Ohren und in manchen fällen Schizophrenie. Ok. So schlimm war es nicht. Aber es bedurfte schon einiger Anläufe bis Wacky Tobacky endlich so da stand, wie es das jetzt tut. Und zu verdanken hat es die Band ihrem Kapitän G.Rag, der die Kapelle wieder auf den richtigen Kurs brachte.
Wacky Tobacky: Das verflixte 7. Album
Und wieder Muss ein Klischee herhalten, denn der Kurs, den Käpt’n G.Rag ausgab lautete: Zurück zum Anfang: So hätte man das Album gut und gerne “Back to Tijuana” nenne können, denn das fragile, unsicher-charmante erste Album der Band Radio Tijuana stand ein bisschen Pate. Daher kommt Wacky Tobacky knarziger und krachiger, als seine jüngeren Vorgänger daher und ist näher am Debüt. Dass G.Rag alias Andreas Staebler erstmals als Aufnehmer und Produzent fungiert, spielt da durchaus eine Rolle: Er mag es trashig, reduziert, einfach und am liebsten in Mono. Erfahhrung als Producer hat er schon gesammelt bei Leonie singt, seiner eigenen g.rag / zelig implosion und zuletzt bei der Hochzeitskapelle, der neuesten Spielwiese der Acherbrüder.
Hermanos Patchekos: Könige der eleganten Referenz
Auch wenn es deutlich rauer klingt auf Wacky Tobacky, so bleibt die Rezeptur ähnlich. Das Mediterranean Trash Orchestra wildert wieder weltweit in allen Genres gibt sich aber weiterhin den Lieblingsthemen Cumbia, Swing, Walzer und Punkrock hin. Und natürlich großartige Fremdkompositionen, die sich die Patchekos wie kaum eine andere Band frech zu eigen machen: Diesmal glauben Moondog (Paris, Paris), Captain Beefheart (Abba Zaba), Saccharine Trust (A Human Certainty) und Band-Intimus Delaney Davidson dran. Dass es doch noch geklappt hat, mit dem verflixten 7. Album, ist große Freude Für Band und das eigene Gutfeeling Label, den schließlich sind die “Hermanos das Mutterschiff” wie Captain G.Rag meint. Das muss natürlich immer mal wieder in See stechen, fremde Küsten erforschen, Freundschaften in aller Welt knüpfen…