Esperanza, die Hoffnung, ist grün. Auch das Cover des mittlerweile zehnten Albums ist hoffnungsvoll: Das Coverkind Xaver macht den Superhelden und streckt uns die Zunge raus. Die Kinder haben eh immer recht. Wir sollten alle auf sie hören. Dann wird das auch was mit einer hoffnungsvollen Zukunft. Esperanza.
Wieder im eigenen Studio/Übungsraum “Herrliches Warngau” von Band-Chef G.Rag selbst aufgenommen und mit Hilfe von Nico Sierig (Joashino) abgemischt, gehen G.Rag y los Hermanos Patchekos ihren Weg und kümmern sich, wie Xaver, wenig um den Rest der Welt.
Es bleibt die unverkennbare Mischung aus süd- und mesoamerikanischer Populärmusik, aus Folk, Jazz, Country, Punk und was halt so am Wegesrand aufgeklaubt wird. Kulturelle Bewunderung und Respekt für die Wurzeln sind dabei oberste Maxime der Band. It’s a sad and beautiful world.
Die eigenen Wurzeln gräbt die Band mit dem Okay Cumbia aus, ein Stück, das ursprünglich von der Band Inpalumbia stammt. Sie brachte Anfang der 90er die Münchner HC-Szene mit ihrer Mischung aus Punk, Prog und Pop ins Wanken. Und ja, vier Musiker der Band spielen mittlerweile bei G.Rag y los Hermanos Patchekos. Und ja, wegen Inpalumbia gibt es gutfeeling records. Die Patcheko-Version beginnt mit einer Fanfare (Drei Trompeten + Baritonsaxophon), schwingt sich dann zum drunken Cumbia auf und bestätigt: Alles ist OK!
Wo wir schon mal bei “Früher” sind: Life in Distance kehrt noch mal zu den Punk-Roots zurück (und zur vermaledeiten Pandemie). Ein kurzer Stomper mit Zydeco-Akkordeon und Surfgitarre, der sogleich in den Distance Dub übergeht. Als psychedelic Barrio-Jam mit Dub-Elementen.
Und weil das eigene Label heuer 30 geworden ist, gleich nochmal Wurzelausgrabung: Gut Feeling, der namensgebende Song von Devo wird mit Schrammelgitarre und scharfen Bläsern ins Patcheko-Universum gehoben. Oh, was ist denn das? Der beim Original punkige Suffix Slap your Mammy, Slap your Daddy trägt hier den klassischen Latin-Seidenanzug.
Marc’s Boogaloo nimmt das Tempo raus. Nu Yorica erwacht, die Kapelle spielt immer noch. Stoned, betrunken. Der Stream of Consciousness ihres brasilianischen Cuica-Spielers lässt sie nicht aufhören. Niemals.
Esperanza. Hoffnung als Musikstück irgendwo zwischen Böhmischer 2Step und Rocksteady plus unerbittlich primitiver Surf Gitarre. Wer eine Genre-Schublade dafür kennt, bitte melden.
Holger Czukay und Jaki Liebezeit schlendern im Sommer 1970 durch München. Sie tragen Schlaghosen und bunte Hemden. Sie suchen Damo Suzuki. Die Spießer drohen Prügel an, immer mehr Gammler folgen ihnen. Aus irgendeiner Wohnung in Schwabing schallt ganz laut Trinchera, die Krautrock-Huldigung der Patchekos.
Und wir bleiben kurz im Jahr 1970, denn da veröffentlichte der britische Singer-Songwriter Bill Fay den Song Be not so Fearful, ein Appell, die eigene Angst zu überwinden. Die Angst hört man Sänger DJErnesto in dem Fall auch an. Angst, an diesem epochalen Song zu scheitern. Aber mit der Hilfe von The Black Rider fängt er sich an. Und es schadet auch nicht, dass die Patchekos diesen Klassiker als Mambo spielen. Ja, mentale Gesundheit ist ein Thema.
Cumbia Yerba ist ein Hit. Schleppender Cumbia im Patcheko Style mit klimperndem Banjo, zirpendem Guiro und flächigem Akkordeon. Bläserfanfaren und ein Duett mit G.Rag und Cuica-King Willy Fuiza. Es geht um Marijuna und Küchenschränke. Klassisch absurde G.Rag-Lyrics. Love it.
Die Vorbereitung auf den Schlussakkord des Albums bildet der Rock’n’Röll Dub, Mit Psycho-Gitarren, klirrender Steeldrum und loopender Klarinette fließt der Jam in eines der Lieblingslieder der Patchekos: So you wanna be a Rock’n’Roll Star, im Original von The Byrds, bietet einiges, was auf offene Patcheko-Ohren trifft. Es ist, laut G.Rag, ein “Westcoast Surf Klassiker, die Trompete spielt Hugh Masekela und die Byrds singen sowieso am schönsten”. Sehr gelungen! Dabei wollten die Patchekos nie Rock’n’Roll Stars sein. Aber wenn Sie’s noch werden, auch OK!