Neu erfinden sie sich nicht auf Schwung, die Landlergschwister. Besteht auch kein Grund, denn das was andere Bands Konzept nennen würden, geht weiterhin auf. Weit ab vom so genannten Mainstream (hey, es ist Blasmusik) und all das wie der Teufel das Weihwasser scheuend, was mit dem Etikett “Heimat” behaftet ist, ziehen die Landlergschwister ihren Stiefel durch.
Musikalisch eröffnen sie Schwung mit einer Reminiszenz an Micha Achers Alien Ensemble, dessen “Prayer” sie zu einem wunderbaren Popsong umfunktionieren und geben so die Gefühlslage in der sich Schwung bewegt. Beschwingt beschwipst. Nach dem Wernberger, einem echten Bierzelt-Schottisch mit einem sich wunderbar steigernden Zwischenspiel, zollen sie Louis Hardin Tribut: Poem For The Viking of 42nd Street zitiert sowohl Moondogs Bläserkaskaden, wie auch den Gambling Bar Room Blues eines Jimmie Rodgers. Dann ein Zwiefacher (Wechsel zwischem geraden und ungeradem Takt; meist 3/4- und 2/4-Takt). Der muss sein. Und dann ein lang ersehnter Traum: Der Rock-Steady-Klassiker Liquidator wird getragen von Klarinetten und Tuba und groovt im rumpligen Blue-Beat.
Auch die B-Seite beginnt mit etwas Eigenem. Der G.Rag Komposition Diamant. Kann sein, dass der Song irgendwann einmal von einer anderen G.Rag-Inkarnation gespielt wird, bei den Landlergschwistern ist es ein schön-irrer Psychowalzer. Das nächste Lied, die Fischerpolka, wurde bereits von den Hermanos Patchekos dargeboten, die Landlergschwister legen allerdings noch einen drauf. Wilkommen im Punk-Rock-Bierzelt. Apropos Bierzelt: Die Landlergschwister spielten die letzten Jahre auf der Oidn Wiesn (einer Art alternatives Oktoberfest am Rande des echten Oktoberfestes) im wunderbaren Herzkasperzelt. Wie es sich für eine Wiesnkapelle gehört installieren sie dort einen Wiesnhit: 2014 war dies der Der Räuber & der Prinz von D.A.F. Worte reichen nicht aus, um zu beschreiben was da los war. (Der Räuber & der Prinz erscheint zusätzlich auf einer 7”, die gemeinsam mit dem Label Schamoni Musik veröffentlicht wird). Danach, der Schelln 9er, ein weiterer Zwiefacher und ein krankes Prosit, genau dieses Trinkanimationsstück, allerdings in der Free-Jazz-Variante. Rausschmeißer ist Hank Williams. Lost on the River singt Parasyte Woman Manu Rytzki so unschuldig und betörend, dass man gar nicht glauben mag, dass die Platte schon vorbei ist. Ist aber so.
Das Cover wurde gestaltet vom Münchner Künstler Veit Kowald.